Im Zusammenhang mit den Zielen der sogenannten „neuen linken Mehrheit“ im Stadtrat können wir vom Bündnis Freie Bürger vor der Gründung einer neuen städtischen Wohnungsbaugesellschaft nur warnen. Dem entgegen schlagen wir einen Weg vor, wie mit Hilfe der Stadt sozialverträglicher Wohnungsbau errichtet werden kann.
Mit dem Verkauf der Woba an die Gagfah seinerzeit wurden nicht nur Wohnungen verkauft, sondern es wurde damit auch das „Know-how“ im Wohnungsbau aufgegeben. Mit einer neuen Woba müssten für Bau und Verwaltung neue technische, kaufmännische und juristische Geschäftsbereiche geschaffen werden und diese müssten bereits Jahre vor den Mieteinnahmen existieren und betrieben werden. Dies wird immense Lohn- und Gehaltskosten nach sich ziehen und es ist nicht sicher, ob diese neuen Bereiche auch reibungslos funktionieren.
Mit Wohnungsgesellschaften bzw. –genossenschaften fanden in der Vergangenheit von uns Diskussionen zu den Problemen der Wohnungswirtschaft statt. Dabei wurde schnell erkennbar, dass die Stadtverwaltung ein schlüssiges Wohnkonzept nicht hat. Der Verlass auf Bauherrengemeinschaften ist beispielsweise viel zu wenig, um Wohnungsbau in Größenordnungen zu realisieren. Grundsätzlich macht die Stadt einen gravierenden Fehler, wenn sie in heutiger Zeit städtisches Bauland nur an den Meistbietenden verkauft. Andererseits investieren die Dresdner Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften derzeit nur sehr wenig in Wohnungsneubau und die Stadt Dresden hat erstaunlicherweise in diesen Fragen bisher auch keinen Kontakt zu diesen Gesellschaften gesucht. Das hat sehr überrascht, da diese Verbindung zwischen Stadt und ihren großen Wohnungsgesellschaften doch eigentlich naheliegend ist.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Neugründung einer städtischen Wohnungsgesellschaft diskutiert. Sowohl wir als auch die besuchten Wohnungsgesellschaften und weitere von uns zum Thema einbezogene Dresdner halten einen solchen Weg nicht für zielführend.
Als Hauptgründe gegen eine stadteigene W.-Gesellschaft werden genannt:
- der Aufwand für den Aufbau einer diesbezüglichen Gesellschaft
- die Fragwürdigkeit der kontinuierlichen Auslastung dieser Gesellschaft
- die geringe Erfahrung gegenüber den etablierten Gesellschaften und Bauträgern.
Die Wohnungsgenossenschaften vermieten ihren derzeitigen Bestand mit ca. 5 – 6 € pro Quadratmeter. Neubau wäre jedoch nur dann denkbar, wenn die Wohnungsgesellschaften ca. 9 €/qm erwarten könnten (Kostendeckung incl. eines gewissen Gewinns). Das hängt natürlich auch sehr von den baulichen Niveaus ab, wie z. B. mit oder ohne Tiefgarage. Aus alldem ergibt sich, dass sozialverträglicher Wohnungsbau, also deutlich unter 9 €/qm, nur mit Hilfe der Stadt und bei Verzicht auf höhere Standards möglich wäre.
Hierzu folgende Vorschläge:
- Städtisches Bauland wird den Wohnungsgesellschaften günstig zur Verfügung gestellt und ggf. auch erworben.
- Die Bebauungspläne werden von der Stadt erstellt.
- Die Stadt schreibt die neuen Wohnungsbauvorhaben aus und die Wohnungsgesellschaften bewerben sich, d.h., es wird die Erfahrung der Gesellschaften genutzt, die Stadt baut nicht selbst und der Wettbewerb bleibt erhalten.
- Die Ausschreibung beinhaltet für die sozialverträglichen Wohnungen auskömmliche Standards.
- Die Stadt bemüht sich um Fördermittel des Landes.
- Für die neuen Wohnungen erfolgt eine Mietpreisbindung für einen bestimmten Zeitraum.
Mit der Ausschreibung der Wohnungsbauvorhaben verbleibt bei der Stadt ein wesentliches Steuerungselement und sie erspart sich den immensen Aufwand, der für eine eigene Wohnungsbaugesellschaft von Nöten wäre.
Für die Vorbereitung solcher Vorhaben ist der Kontakt zu den Wohnungsgesellschaften zu suchen und man kann mit Sicherheit annehmen, dass da noch einige Ideen kommen und dass mit gutem Willen aller Beteiligten eine erfolgreiche Geschichte daraus werden kann.
Dr. Rüdiger Liebold